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BUNTES WIEN AM BRUNNENMARKT

VOM HACKLER BIS ZUM HIPSTER

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Buntes Wien am Brunnenmarkt: Vom Hackler bis zum Hipster

Von der Thaliastraße bis zur Ottakringer Straße erstreckt sich im 16. Wiener Gemeindebezirk der längste Straßenmarkt der Hauptstadt: Der Brunnenmarkt. Die Brunnengasse ist mittlerweile doch nicht nur Schauplatz eines tüchtigen Marktgeschehens. Hier treffen Gegensätze aufeinander und es findet ein reger kultureller Austausch statt. Besonders an sonnigen Samstagen ist dieses Geschehen mehr als gut zu beobachten: Alteingessesene Wiener feilschen mit migrantischen Standlern auf dem Markt in der Brunnengasse, während hippe Studenten in die Lokale am Yppenplatz strömen. Wie funktioniert das Zusammenleben dieser bunten Anwohnerschaft? Und findet eine Gentrifizierung, also ein Austausch der Bevölkerung, statt? Ottakring, ein ehemaliges Arbeiterviertel, ist nämlich mittlerweile begehrtes Wohngebiet der Hauptstadt.

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Umgestaltung durch die Stadt und Neueröffnung 2010

Das Wiener Grätzel um den Brunnenmarkt ist häufig Vorzeigebeispiel für gelungene Integration. Zu Alteingesessenen und Migranten haben sich seit einigen Jahren auch Kunstschaffende, Studierende und junge Familien dazu gesellt. Viele sprechen davon, dass sich das Viertel besonders durch die Neueröffnung  2010 verändert hat. Die Umgestaltung des Brunnenviertels war lange Fokus der Stadt. Schon vor fast 20 Jahren startete man mit der Planung und Einbindung der anliegenden Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden. Mit einem Budget von rund 40 Millionen Euro, davon fünf Millionen von der Stadt Wien, wurde die Neugestaltung der Infrastruktur rund um die Marktstände und angrenzenden Wohnhäuser des Brunnenmarkts, sowie Sanierungen und neuen Wohnhäusern schließlich umgesetzt [1]. Trotzdem wurde die alte Bevölkerung durch die geplante Umstrukturierung nicht verdrängt, sondern eher ergänzt. Durch einen hohen Mieterschutz und auch mithilfe des sozialen Wohnbaus sind Mietpreise nicht nicht explodiert. Viele Anwohner leben hier immer noch mit alten unbefristeten Mietverträgen. Laut einer Auswertung von Immopreise.at liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis im Brunnenviertel bei etwa 14 Euro, und damit im unteren Wiener Mietpreissegment. In den vergangenen Jahren ist er nur leicht

gestiegen [2]. So bleibt das Viertel divers und stabil. Von Gentrifizierung kann man nämlich erst dann sprechen, wenn die Alteingesessene Bewohnerschaft verdrängt wurde [3]

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Was ist eigentlich Gentrifizierung?

Der Begriff Gentrifizierung, oder Gentrifikation, wurde in den 1960er Jahren von der britischen Soziologin Ruth Glass geprägt. Der Begriff beschreibt einen Prozess der Veränderung in einem Stadtviertel, bei dem statusniedrige Anwohner allmählich von statushöheren verdrängt werden. Häufig ist es ein schleichender Prozess. Zunächst ziehen Künstler und Kreative in leerstehende Gebäude und nutzen sie als Ateliers und wohnen dort preiswert. Ein Bezirk wird somit zum Szeneviertel und das Image wird aufgewertet. Durch die neu gewonnene Aufmerksamkeit werden wiederum mehr neue kaufkräftigere Bewohner angezogen und ein vorerst unbeliebter Block wird zu begehrtem Wohnraum. Dieser Bevölkerungswechsel geht häufig mit baulichen Aufwertungen, Veränderung der Eigentümerstruktur und steigenden Mietpreisen einher [4]. Zwar sind die vielen Sanierungen von Bausubstanz und Infrastruktur oft nötig und eine wichtige Angelegenheit, jedoch kommen diese selten den ursprünglichen Bewohnern des Bezirks zu Gute. Im Gegenteil müssen Menschen, die seit Generationen dort leben oder auch selbst diejenigen, die man als Motor der Gentrifizierung bezeichnen kann, den immer steigenden Mieten und Unterhaltungskosten weichen für eine besser verdienende Bevölkerung. Eine abgeschlossene Gentrifizierung kann man in Wien vor allem am Naschmarkt oder auch am Spittelberg sehen. Die Gegenden um diese Begegnungs – und Einkaufsstätten sind durchweg renoviert und aufgewertet. Zugleich sind die Mieten extrem teuer und die, die sich in diesen Räumen bewegen hauptsächlich Touristen und besser verdienende Menschen. In Ottakring im Gebiet um den Brunnenmarkt und Yppenplatz wird bisher lediglich von einer „sanften Stadterneuerung“ gesprochen [5].

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Wie verändert sich denn nun wirklich die Gegend um den Markt?

Durch Leerstand oder Verfall von Wohnbauten nutzten in den letzten Jahrzehnten zunehmend Studenten und Kreative den billigen (Wohn-)Raum in Ottakring als Wohnung oder Ateliers für die eigene Entfaltung. So kamen auch Kunstprojekte mit mehr finanziellen Möglichkeiten in die Gegend, wie „Soho in Ottakring“, der Kulturtreffpunkt Ragnarhof in der Grundsteingasse oder die Brunnenpassage der Caritas. Diese Projekte, sowie zahlreiche neue, oft in der höheren Preisklasse angesiedelte, Gastrobetriebe, lassen die Gegend für die Immobilienbranche interessant werden. Ein solches Phänomen ist auf der ganzen Welt zu beobachten: Kreative und andersdenkende Menschen versehen einen Ort mit einer interessanten Note. Wohnungen lassen sich dann extrem gut am Markt anbieten und teuer verkaufen. Eine durchgeführte Untersuchung 2008 der Stadt- und Landschaftsplanern der TU und der Boku, der PlanSinn GmbH, der MA50 (Wohnbauforschung) und MA18 (Stadtforschung) belegte, dass die Gegend schon ab 2002 von den Medien zunehmend als „Kulturmeile“ statt „Problemviertel“ bezeichnet wurde. Ebenso begann damals eine eindeutige Aufwertung von Bausubstanz und Infrastruktur. Somit konnten quasi die Anfänge einer klassischen Gentrifizierung festgestellt werden. Im Gegensatz dazu erhoben Studenten der WU quantitative Daten, die die Ergebnisse der vorangegangenen Studie entkräften. Sie kamen zu dem Conclusio, dass noch von keinem Bevölkerungswandel die Rede sein kann und sich dass Image des Viertels schneller verändert als der Ort selbst. Sie konnten jedoch nicht ausschließen, dass diese in den kommenden Jahren eintreten wird [6].

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Vom Hackler bis zum Hipster

Wir waren auf dem Brunnenmarkt unterwegs, und haben dort Menschen getroffen, um mit ihnen über das Leben am Markt zu sprechen. Es ging um...

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